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19.12.14

International: "Wer weiß, wo mich der Wind noch hinträgt" - Margareta Kozuch über ihre erste Zeit in China


Foto privat: Immer mit einem Lachen! Margareta "Maggi" Kozuch im Trikot ihres Klub Shanghai Guohua Life.

Seit anderthalb Monaten ticken für Margareta "Maggi" Kozuch die Uhren anders, denn seit dem 1. November ist sie in Shanghai/China, wo sie für den dortigen Top-Klub schmettert. Wie es ihr bisher ergangen ist, was sie von chinesischen Eigenschaften hält und was sie zur Nationalmannschaft sagt, erzählt sie im Interview.

Seit dem 1. November bist du in Shanghai. Hast du dich schon in der fremden Kultur eingelebt?
Kozuch: "Ja, das ging recht schnell. Vor allem mein Team und mein Freund haben mir dabei geholfen, mich schnell einzufinden."

Was sind die größten Unterschiede zum Leben in Mitteleuropa?
Kozuch: "China hat sehr viele Unterschiede im Vergleich zu Mitteleuropa, von denen ich hier zwei benenne: Einer der größten Unterschiede ist, dass überall geraucht wird. Ich danke ständig dafür, dass dies bei uns nun schon lange anders ist. Selbst die Trainer würden am liebsten in der Halle direkt neben dem Spielfeld rauchen. Netterweise verlassen sie für mich die Halle und rauchen im Gang, weswegen zum Ende des Trainings (bei individueller Arbeit Aufschlag-Annahme) oftmals kein Trainer anwesend ist. Ein weiterer Punkt ist, dass Angewohnheiten wie 'laut essen', 'laut aufstoßen' und anderweitig laut 'Luft lassen' hier völlig normal sind, woran wir zwei Ausländerinnen (Kozuch spielt mit der Kroatin Senna Usic in Shanghai, Anm. d. Red.) uns immer noch nicht gewöhnt haben, sondern oft noch als komisch empfinden."

Hast du schon Gelegenheit gehabt, die Stadt ein wenig zu erkunden?
Kozuch: "Von der Stadt konnte ich leider noch nicht sehr viel sehen, da ich recht spät hinzugekommen bin und wir sofort mit der Saison gestartet sind. Vielleicht werde ich im Januar Gelegenheit dazu bekommen."


Foto privat: Zwei Blondinen unter Dunkelhaarigen! Margareta Kozuch (Nr. 12) und die Kroatien Senna Usic (18) sind gut zu erkennen.

Wie kam es überhaupt dazu, dass du als erste deutsche Spielerin in China gelandet bist?
Kozuch: "Im letzten Jahr habe ich schon von Shanghai gehört, aber damals ist es nicht zu ernsten Gesprächen gekommen. Jedoch fand ich die Idee hier zu spielen reizvoll. Diesen Sommer kamen dann Trainer und Manager der Mannschaft persönlich und teilten mir ihr Interesse mit. Damit war mein neues Abenteuer geplant."

Wie läuft es in der chinesischen Meisterschaft? Wie sind die Resultate, wie schätzt du deine bisherige Leistung ein?
Kozuch: "Momentan sind wir auf dem zweiten Platz in unserer Gruppe. Wir haben von neun Spielen drei verloren, zwei davon 2:3. Beide hätten wir gewinnen können. Unsere Mannschaft ist sehr jung mit großem Potenzial. Wir können viel gewinnen, wie auch (hoffentlich nicht so viel) verlieren, weil die Liga recht ausgeglichen ist. Die guten Abwehrleistungen würde ich hervorheben. Ich persönlich war in vielen Spielen zufrieden mit meiner Leistung und doch gab es zwei, drei Spiele, in denen das Zusammenspiel von Zuspiel zum Angreifer noch nicht ganz stimmte. Daran arbeiten wir jeden Tag und versuchen Konstanz rein zubekommen."

Was sind die größten Unterschiede im Volleyballbereich? Stichworte Training, Spielweise, Zuschauer usw.?
Kozuch: "Das Kombinationsspiel ist hier sehr beliebt und das aus allen Spielsituationen. Wir Europäer würden in stressigen Momenten versuchen, Ruhe ins Spiel zu bekommen, hier wird trotzdem gerne immer kreuz und quer gerannt. Die Hallen sind oft gut gefüllt und es wird ordentlich angefeuert, was ich positiv bewerte. Schiedsrichterentscheidungen dagegen führen oft zu Unzufriedenheit..."

Du bist hartes Training, z.B. aus der Nationalmannschaft mit bis zu sechs Stunden täglich gewohnt. Wird in China ähnlich oder gar härter trainiert? Und was sind die Schwerpunkte in der Trainingsarbeit?
Kozuch: "Es bleibt nicht viel Zeit zum Trainieren, da wir zweimal die Woche spielen. Die Trainer planen das Training sehr gut. Jedes Hallentraining ist meistens nach 2 Stunden beendet und das zweimal wöchentliche Krafttraining nach ca. 1,5 - das ist gut zu ertragen. Allerdings gibt es keinen einzigen Tag in der Woche frei und während des Trainings kommt man in bestimmten Übungen kaum zum Atmen. Wegen der vielen Spiele steht im Vordergrund, die Mannschaft bestmöglich auf den Gegner einzustellen."


Foto privat: Kozuch vor der Sprach-Universität in Shanghai.

Welchen Stellenwert hat Frauen-Volleyball in China?
Kozuch: "Sport in China wird im Fernsehen ununterbrochen gezeigt und dazu gehört nicht nur Fußball, sondern viele andere Sportarten. Unser Spiel bei der WM gegen China habe ich mindestens dreimal zufällig gesehen. Regelmäßig werden ganze Volleyballspiele oder Zusammenfassungen gezeigt, und das Interesse wird ebenso über gute Marketingarbeit hochgehalten."

Wie läuft die Verständigung mit Mitspielerinnen und Trainerstab in deinem Klub Shanghai Guohua Life? Kannst du schon einige Wörter chinesisch?
Kozuch: "Ein paar Wörter beherrsche ich, da hier jedoch viel 'Shanghainese' gesprochen wird, ist es schwer voranzukommen. Viele Spielerinnen können jedoch ein bisschen Englisch. Ohne unsere Übersetzerin, welche ununterbrochen neben uns steht, wäre es um einiges schwerer."

Mit wie vielen Teams wird die Meisterschaft gespielt, wie ist der Modus, wann fällt die Entscheidung?
Kozuch: "Zwölf Teams starten in der Meisterschaft. Man spielt in der ersten Runde in zwei Gruppen mit jeweils sechs Teams. Jeder gegen jeden, Heim- und Auswärtsspiel. Die jeweils besten vier (nur die erspielten Punkte gegen die ersten vier Mannschaften nimmt man mit) qualifizieren sich für die 2. Runde, und es wird wieder jeweils zweimal gegen die aus der anderen Gruppe kommenden Teams gespielt. Die besten Vier stehen daraufhin im Halbfinale (Best of Three, 1. vs 4. und 2. vs 3.), das Finale wird im Best of Five gespielt."

Das Nationalmannschaftsjahr 2014 begann mit dem sensationellen Turniersieg in Montreux und endete mit einem etwas enttäuschenden 9. Platz in Italien. Wie fällt dein Fazit aus?
Kozuch: "Das Alles möglich ist. Auch nach der WM weiß ich, dass Deutschland immer mithalten kann und für jede Mannschaft ein gefürchteter Gegner ist. Dieses Jahr war ein Jahr wie kein anderes. Es war sehr wertvoll und entscheidend für viele Dinge, von denen uns jetzt viele noch gar nicht bewusst sind."

Das Nationalmannschaftsjahr 2015 sieht die Höhepunkte European Olympic Games, Grand Prix und EM vor. Wie lauten die Ziele?
Kozuch: "Um genaue Ziele zu setzen, ist noch Zeit. Allgemeine Ziele sind, alles zu tun, um jeden Tag als Mannschaft etwas stabiler in allen Bereichen zu werden und um somit dem großen Ziel 'Rio' so nah wie möglich zu kommen. Dafür wünsche ich unserem Team die Fähigkeit, die Dinge mit viel positiver Energie und einem Lächeln im Gesicht anzugehen. Einem Lächeln, welches wiederum ansteckt und alle weiteren Gesichter verzaubert!"


Foto privat: Auch in China gut drauf: "Maggi" Kozuch in vorweihnachtlicher Freude.

Was sagst du zum Qualifikationsmodus für die Olympischen Spiele 2016 (siehe hier: http://bit.ly/15OULul)? Der Weg nach Rio ist sehr hart!
Kozuch: "Der Weg zu Olympia ist schon immer hart gewesen, das ist absolut nichts Neues. Die Mannschaft wird alles versuchen, um diesen Traum erfüllen zu können."

China ist dein sechstes Volleyball-Land (Deutschland, Italien, Russland, Polen, Aserbaidschan) in deiner bisherigen Karriere. Was reizt dich noch bzw. wo würdest du gerne noch spielen?
Kozuch: "Überall und nirgends. Wer weiß, wo mich der Wind noch hinweht?!"

Margareta Kozuch im Portrait

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